Dienstag, 26. März 2013

Ibuprofenparty

Ich stehe in meiner ermüdend chaotischen Küche und schmiere mir in Ermangelung eines sauberen Messers mit der Rückseite eines Teelöffels etwas Magerine auf zwei Scheiben Brot, unterbrochen von in meinen Augen dramatisch klingenden Hustensalven. Als mir bewusst wird, dass der Löffel spätestens bei der Aufgabe des Käseschneidens versagen wird, suche ich mir doch noch ein möglichst sauberes Messer und ärgere mich über die Tatsache, dass ich offensichtlich nicht in der Lage bin, fünf Sekunden weiter als bis zum nächsten Handgriff zu denken. Aber kein Wunder, mein Kopf fühlt sich an, als sei er mit klebrignassen Sägespänen gefüllt, meine Nase scheint von 30 Ameisen bewohnt zu sein und mein Hals benimmt sich, als hätte ich eine Drahtbürste verschluckt. Das ist so ermüdend.... Den ganzen Winter habe ich mich geschickt durch die Wellen an schniefenden, rotzenden und keuchenden Gestalten manövriert und jetzt hats mich doch noch erwischt. Und es ist wie immer nervtötend, langweilig und erstaunlich schlechtfühlend...das ist doch nur ne Erkältung! Fühlen sich Erkältungen wirklich sooo scheiße an? Ich sollte mich nicht so anstellen, auf der Skala der Krankheiten von Ok-naja bis Schrecklichst ist das höchstens ein Mückenstich. Ich lehne zur Rationalisierung meiner hypochondrischen Gedanken den Kopf einen Moment an die kühle Metallwand der Gastherme und sinne darüber nach, welches Bild ich, schalvermummt, in Jogginghose, einem Kindheitspulli und kältebedingt warmen Winterstiefeln innmitten meiner vollgeschirrten Küche wohl abgebe. Die Käserinde findet ihren vorläufigen Aufenthaltsort in einem leeren Joghurtbecher, da der Mülleimer so voll ist, dass die Hinzugabe eines einzigen Stücks Käserinde wohl einen ähnlichen Effekt hätte wie das Minzblättchen auf den vollgefressenden Typen bei Monty Python. Ich schlurfe in mein Zimmer, verheddere mich in einer tückisch-fangarmigen Strumpfhose und rette mich in mein von Hustenbonbons, Taschentüchern und verwurschtelten Decken belagertes Bett. Als ich kurz nach meinem ersten Bissen kräftig und schmerzhaft niesen muss, überkommt mich eine für meinen maladen Zustand erstaunlich starke Wut. Mit Bröseln im Mund niesen!! Das geht irgendwie zu weit. Leider glaube ich an kein höheres Wesen, dem ich meinen Unmut über dieses von mir als Übertreibung empfundene Geschehnis anlassten könnte. So esse ich einfach weiter und nehme mir fest vor, an der Erfindung eines Nies-Seismographen zu arbeiten.

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